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Garantien und Geldwerte

Wann immer Sie eine Garantie für Ihr Geld bekommen, wird diese mit einem bestimmten Geldwert beziffert. Beim Konto und nicht gebundenen Sparbuch wird davon ausgegangen, dass man das eingelegte Kapital plus Zinsen jederzeit beheben kann. Bei Lebensversicherungen garantiert eine Versicherung einen bestimmten Betrag, meist das einbezahlte Kapital, zu einem bestimmten Termin.

Soweit so gut. Nur gilt es zwei wesentliche Punkte bei Garantien zu berücksichtigen:

1. Was ist die Garantie real wert?
Ist der Nettozins geringer als die tatsächliche Inflation, verliert man real Geld – von Jahr zu Jahr mehr! Ist das beim Sparbuch oder Kontoeinlagen oft nicht so tragisch, weil man auf dieses Geld häufig kurzfristig zugreift, so ist dieser Punkt für die mittel- und langfristige Betrachtung extrem entscheidend. Was nützt eine Garantie, wenn diese nach 30 Jahren ca. 50 % Realwertverlust bedeutet, man also nur mehr halb so viele Waren und Dienstleistungen für sein Geld bekommt?

Eine Pensionsvorsorge ist aber der Klassiker der Langfristveranlagung, bei der meist mit dem Argument der Garantie geworben wird. Ein Widerspruch? Laut Umfragen wollen Herr und Frau Österreicher eine Garantie, speziell bei langfristigen Verträgen. Daher hat durchschnittlich fast jeder Österreicher eine Pensionsvorsorge mit Garantieversprechen.

Wichtig dabei ist zu berücksichtigen, dass Garantien Geld kosten und Ertragschancen dermaßen reduziert werden, dass ein Realwertverlust sehr wahrscheinlich ist – in der aktuellen Zinssituation sogar so gut wie vorprogrammiert. Es ist ganz einfach: Sind die Nettozinsen (nach Abzug aller Kosten und Steuer) geringer als die reale Inflation, erleidet man einen realen Verlust. So entsteht die paradoxe Situation, dass  man mit Garantien garantiert Geldwert verliert!

Beantworten Sie für sich selber folgende Frage: Ist Ihnen eine Garantie tatsächlich wichtig, wenn Sie wissen, dass diese auf 30 Jahre einen Realwertverlust von 50 % bedeutet?

Hinweis: Wie Sie dieses Problem lösen erfahren Sie auf einen der Workshops in Ihrer Nähe oder in den weiteren Blogbeiträgen aus der Kategorie Geld, Garantien und Inflation.

2. Wie weit darf ich auf ein Garantieversprechen vertrauen?
Grundsätzlich sollte man auf das, was jemand verspricht vertrauen dürfen. Leider zeigt uns die Geschichte und speziell die jüngste Entwicklung seit der Finanzkrise 2008, dass Versprechen oft gebrochen wurden.

Da man bei Garantieprodukten überwiegend oder ausschließlich in Geldwerte investiert, sollte man sich mit den grundsätzlichen Unterschieden von Geldwerten und der Alternative dazu, den Sachwerten vertraut machen.

An dieser Stelle möchte ich lediglich auf Grundsätze der Garantie allgemein eingehen:
Zuallererst sollte man sich bewusst sein, dass man bei Garantien ausschließlich auf ein Versprechen vertraut, dass jemand zu einem bestimmten Zeitpunkt, das geborgte Geld zum bestimmten Geldwert wieder zurückbezahlt.

Nun, wem vertraue ich mein Geld an und wem traue ich zu, mein Geld wieder zurückzubezahlen?
Einem Freund? Einer Bank? Einem Unternehmen? Einem Bundesland? Der Republik Österreich? Einem anderen Staat, wie Zypern, Griechenland, Argentinien, Spanien etc. oder Deutschland, Frankreich, Holland?

Überlegen Sie für sich selber wem Sie heute für die nächsten 10, 20 oder 30 Jahre Ihr Geld anvertrauen möchten.

Auch wenn es heute oft ausgeblendet wird, sollte man vor allem bei mittel- und längerfristigen Veranlagungen diese Frage genau stellen. Angebotene Produkte sollten hinterfragt werden, wo genau das Geld investiert wird und wer welches Versprechen abgibt. Es könnte sein, dass Sie überrascht werden.

Bedenken Sie weiters, dass Sie dabei nichts Reales besitzen außer das Garantieversprechen. Baut die Garantie auf ein Unternehmen, einem Land oder einem Staat kann man einen Totalverlust erleiden, wenn der Vertragspartner in Schwierigkeiten gerät.

Kommt gar eine Branche (wie 2008 die Banken) generell in Schwierigkeiten,  kann es auch zu größeren Verlusten führen, auch wenn die Garantie auf mehrere Unternehmen verteilt ist.

Und zu guter Letzt kann mittlerweile auch nicht mehr gänzlich ausgeschlossen werden, dass unser Geldsystem in Schwierigkeiten gerät und man somit mit Geldwerten generell Verluste erleiden kann, bis hin zum Totalverlust. Wie bereits erwähnt, zeigt uns die Geschichte mehrere solcher Beispiele.

Auch wenn ich dieses Szenario aktuell nicht für sehr wahrscheinlich halte, muss man diesen Punkt erwähnen um eine ausgewogene Entscheidungsgrundlage für mittel- & langfristige Veranlagungen bieten zu können.

Mehr dazu erfahren Sie auf einen der Workshops in Ihrer Nähe oder in den weiteren Blogbeiträgen.

Wolfgang Staudinger

Der akademisch geprüfte Finanzdienstleister (FAF) und staatlich geprüfte Versicherungsmakler Wolfgang Staudinger baut auf über 20 Jahre Erfahrung in der Versicherungsbranche. Mit ungezillmert.com bietet er kritischen Konsumenten interessante Einblicke rund um den Vermögensaufbau, unter anderem für die private Pensionsvorsorge. Vor allem zeigt er kostengünstige und faire Alternativen auf.

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